B. RENALE UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN
B. Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-induzierte Nephropathie, CIN)
B.1. Bestimmung der Nierenfunktion
B.2. Renale unerwünschte Wirkungen jodhaltiger Kontrastmittel
B.2.1. Untersuchungsbedingungen
B.2.3. Zum Zeitpunkt der Untersuchung
B.2.5. Patienten mit Multiplem Myelom
B.3. Renale unerwünschte Wirkungen gadoliniumhaltiger Kontrastmittel
B.4. Patienten, die Metformin einnehmen
B.4.1. Jodhaltige Kontrastmittel
B.4.2. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel
B.5. Dialyse und Kontrastmittelgabe
B. Renale unerwünschte Wirkungen (Kontrastmittel-induzierte Nephropathie, CIN)
Definition: Von Kontrastmittel-induzierter Nephropathie (CIN) spricht man, wenn die Nierenfunktion innerhalb von drei Tagen nach intravaskulärer Kontrastmittelgabe zurückgeht, ohne dass eine andere Ätiologie erkennbar ist. Ein Anstieg des Serum-Kreatinins um mehr als 25% oder um 44 µmol/l (0,5 mg/dl) spricht für eine CIN.
B.1. Bestimmung der Nierenfunktion
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Die Nierenfunktion ist am genauesten durch die mittels Inulin- oder Isotopen-Clearance bestimmte Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) zu ermitteln. Diese Verfahren eignen sich aber nicht für die klinische Routine vor Kontrastmittelgabe.
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Serum-Kreatinin ist kein verlässlicher Indikator für die Nierenfunktion, eine eingeschränkte Nierenfunktion kann übersehen werden.
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Mit der aus dem Serum-Kreatinin errechneten Glomerulären Filtrationsrate (eGFR) lässt sich die Nierenfunktion vor Kontrastmittelgabe am besten abschätzen.
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Die CKD-EPI Formel ergibt die genaueste abgeschätze GFR (e für estimated) eGFR:
eGFR = 141 min(SKrea/k,1)a x max(SKrea/k,1)-1,209 x 0,993Alter x [1,018 bei Frauen] x [1,159 bei schwarzer Hautfarbe] |
SKrea = Serum-Kreatinin (mg/dl); k = 0,7 bei Frauen und 0,9 bei Männern; a = 0,329 bei Frauen und og 0,411 bei Männern; min = niedrigste SKrea/k oder 1; max = höchstes SKrea/k oder 1. Wird das Serum- Kreatinin in µmol/l gemessen, der Kreatinin-Wert wird durch 88 geteilt.
B.2. Renale unerwünschte Wirkungen iodhaltiger Kontrastmittel
Risikofaktoren für eine Kontrastmittel-induzierte Nephropathie |
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Von Patientenseite |
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Untersuchungsbedingt |
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B.2.1. Untersuchungsbedingungen
Elektive Untersuchung
Patienten, bei denen die Nierenfunktion bestimmt werden sollte |
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Bestimmung der eGFR (oder des Serum-Kreatinins) innerhalb von sieben Tagen vor Kontrastmittelgabe. |
Notfall-Untersuchung
Soweit möglich Risiko-Patienten (siehe oben) identifizieren:
- eGFR bestimmen, wenn die Untersuchung ohne Risiken für den Patienten solange aufgeschoben werden kann, bis das Ergebnis vorliegt.
- Kann die eGFR nicht ermittelt werden, sollte man sich so weit wie möglich nach dem Protokoll richten, das für eine intraarterielle Gabe bei Patienten mit einer eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 und für eine intravenöse Gabe bei Patienten mit einer eGFR < 45 ml/min/1,73 m2 gilt, in Abhängigkeit von der klinischen Fragestellung.
B.2.2. Vor der Untersuchung
Elektive Untersuchung |
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Risiko-Patienten (siehe oben) |
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Notfall-Untersuchung |
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Risiko-Patienten (siehe oben) |
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B.2.3. Zum Zeitpunkt der Untersuchung
Risiko-Patienten (siehe oben) |
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Patienten ohne erhöhtes Risiko |
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B.2.4. Nach der Untersuchung
Risiko-Patienten |
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Merke: Bisher gibt es keine medikamentöse Prophylaxe (mit renalen Vasodilatatoren, Rezeptor-Antagonisten endogener vasoaktiver Substanzen oder zytoprotektiven Wirkstoffen), die Patienten nachweislich vor einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie (CIN) schützen.
B.2.5. Patienten mit Multiplem Myelom
- Patienten mit Multiplem Myelom und normaler Nierenfunktion haben kein erhöhtes CIN-Risiko, vorausgesetzt sie sind gut hydriert und es werden niedrig- oder iso-osmolare iodhaltige Kontrastmittel eingesetzt.
- Patienten mit Multiplem Myelom haben häufig eine eingeschränkte Nierenfunktion und dann ein erhöhtes CIN-Risiko.
B.3. Renale unerwünschte Wirkungen gadoliniumhaltiger Kontrastmittel
MR-Untersuchungen
- Das nephrotoxische Risiko ist sehr gering, wenn das gadoliniumhaltige Kontrastmittel in zugelassenen Dosen eingesetzt wird.
- Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion die Empfehlungen der ESUR-Leitlinien für NSF (Kapitel 1.3.2.) beachten.
Röntgenuntersuchungen
- Gadoliniumhaltige Kontrastmittel sollten bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nicht bei Röntgenuntersuchungen eingesetzt werden.
- In Dosierungen, die zu einer vergleichbaren Röntgenschwächung führen, sind gadoliniumhaltige Kontrastmittel nephrotoxischer als jodhaltige Kontrastmittel.
B.4. Patienten, die Metformin einnehmen
B.4.1. Jodhaltige Kontrastmittel
1) Bei einer eGFR von mindestens 60 ml/min/1,73 m2 (CKD Stadium 1 und 2) kann die Metforminbehandlung normal fortgeführt werden.
2) Bei einer eGFR 30-59 ml/min/1,73 m2 (CKD Stadium 3)
a) Bei geplanter intravenöser Kontrastmittelgabe und einer eGFR von mindestens 45ml/min/1,73 m2 kann Metformin normal weitergenommen werden.
b) Bei intraarterieller Kontrastmittelgabe und wenn vor intravenöser Verabreichung die eGFR zwischen 30-44 ml/min/1,73 m2 liegt, sollte Metformin 48 Stunden vor Kontrastmittelgabe abgesetzt und - vorausgesetzt die Nierenfunktion hat sich nicht verschlechtert - erst 48 Stunden danach wieder aufgenommen werden.
3) Bei einer eGFR unter 30 ml/min/1,73 m2 (CKD Stadium 4 und 5) oder wenn eine interkurrente Erkrankung die Leberfunktion beeinträchtigt oder zu einer Hypoxie führt, ist Metformin kontraindiziert. Jodhaltiges Kontrastmittel sollte in solchen Fällen möglichst nicht eingesetzt werden.
4) Notfall-Patienten. Metformin sollte ab dem Zeitpunkt der Kontrastmittelgabe abgesetzt werden. Nach der Untersuchung sollte auf Zeichen einer Laktatazidose geachtet werden. Bleiben Serum-Kreatinin/eGFR unverändert zum Ausgangswert, kann 48 Stunden nach Kontrastmittelgabe mit der Metforminmedikation wieder begonnen werden.
B.4.2. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel
Es sind keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen notwendig, wenn Diabetiker, die Metformin einnehmen, ein gadoliniumhaltiges Kontrastmittel bekommen.
B.5. Dialyse und Kontrastmittelgabge
Alle Kontrastmittel, ob jod- und gadoliniumhaltig, können durch eine Hämodialyse oder eine Peritonealdialyse entfernt werden. Trotzdem fehlt bisher eine Evidenz dafür, dass die Hämodialyse Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vor einer Kontrastmittel-induzierten Nephropathie oder einer Nephrogenen Systemischen Fibrose schützt.
Bei allen Patienten sollten eine osmotische und eine Überladung mit Flüssigkeit vermieden werden. Zur Vermeidung eines NSF-Risikos siehe A.3.2.
Dialyse-Patienten |
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Hämodialyse |
Jodhaltige Kontrastmittel
Gadoliniumhaltige Kontrastmittel
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Kontinuerliche ambulante Peritonealdialyse |
Jodhaltige Kontrastmittel
Gadoliniumhaltige Kontrastmittel
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